Patchwork – für viele Familien bedeutet das ziemlich viel „Work“, mitunter auch „harte Arbeit“. Da startet man mit den besten Vorsätzen in die zweite Chance, will alles richtig machen, bemüht sich, zwischen den Ex-Partner*innen und den Neu-Geschwistern zu vermitteln und ein guter Stiefelternteil zu sein – und macht genau dadurch das ein oder andere falsch. Aber wie geht es denn dann? Wie Familien zum gemeinsamen Glück in neuen Konstellationen finden, zeigt dieser Fall aus der Beratung.
In Deutschland leben sieben bis dreizehn Prozent der Familien in einem Patchwork-Verbund. So wie Frau F., 41 Jahre. Sie ist zum zweiten Mal verheiratet. Nun gibt es den neuen Partner, Stief-Geschwister, die Ex-Partnerin und irgendwie viele Probleme. Nach nunmehr vier Jahren zermürbender Machtkämpfe auf Paar- und Elternebene ist sie mit den Nerven am Ende. Es sollte doch alles gut werden…
Auch Herr S., 48 Jahre, fragt sich, ob er etwas falsch gemacht haben, denn seine Kinder verstehen sich einfach gar nicht mit den Kindern seiner neuen Freundin. Allerdings hat seine Ex-Frau auch nie aufgehört, gegen sie zu sticheln.
Diese Fälle sind beispielhaft für die komplexen Herausforderungen, die in Patchwork-Konstellationen auftauchen können. Das Unglück beginnt meist bereits mit dem Idealismus, mit dem viele Patchwork-Familien starten: Es soll alles gut werden, besonders für die Kinder – sie haben durch die Trennungen ja schon genug gelitten. Aber auch in der Beziehung soll es besser werden als in der letzten. Das erzeugt auf allen Seiten viel Erwartungsdruck, dem kaum Stand gehalten werden kann. Zudem sind alte Trennungsnarben meist noch nicht richtig verheilt und Wut, Schuldgefühle und Traurigkeit auf der Paar-Ebene wirken hinein auf die Eltern-Ebene.
Einer der wichtigsten Punkte, die es zu beachten gilt, ist eine klare Trennung der Eltern- und Paar-Ebene. Wenn sie auseinandergehalten werden, ist in der Regel Ruhe im System, da sich Themen wie alte Verstrickungen und Trennungsnarben, finanzielle Auseinandersetzungen und persönliche Haltungen auf Paar-Ebene abspielen können, während die Kinder-Ebene freigehalten wird. Dann kommen die Kinder nicht in Loyalitätskonflikte, dann „dürfen“ sie die neue Wohnung oder den oder die neue*n Partner*in mögen (oder auch nicht mögen) und auch den anderen Elternteil lieben.
Die Bedeutung der Trennung von Paar- und Eltern-Ebene tritt aber vielleicht am deutlichsten zutage, wenn es um Geld geht: Bei klarer Haltung wird schnell deutlich, dass dies ein Thema für die Paar-Ebene ist, nicht aber für die Eltern-Ebene. Ein Kind wird dann nicht als Währung oder Machtmittel eingesetzt.
Auf einer klar herausgearbeiteten Eltern-Ebene spüren die Erwachsenen auch, dass das Kind ein uneingeschränktes Recht auf Zeit mit beiden Elternteilen hat. Wird diese Trennung wirklich gelebt, kommt – in Beachtung einiger anderer einfacher Regeln - Ruhe ins System.
Jede Patchwork-Familie ist anders und es gilt, als „neue“ Familie immer wieder den ganz eigenen Weg zu finden. Sich dabei treu zu bleiben, sich nicht zu vergleichen und vor allem Zeit und Geduld mitzubringen, darf dann auch mal eine Herausforderung sein.
Dann wiederum kann sich die wahre Kraft, die in Patchwork-Familien liegt, entfalten, denn wie heißt es so schön in einem nigerianischen Sprichwort: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“
Beraterin und Expertin, Fürstenberg Institut
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