Endlich zurück im Büro. Für viele Beschäftigte ist das nun mehr und mehr möglich. Die Freude, die Kolleg*innen nach langer Zeit virtueller Zusammenarbeit endlich live wiederzusehen, ist groß. Doch nicht selten wirken einige Kolleg*innen verändert – Alkohol- und Drogenprobleme haben in der Pandemiezeit leider deutlich zugenommen. Wie Sie darauf richtig reagieren können:
Drei Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren gelten laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Deutschland als alkoholabhängig, haben also keine Kontrolle mehr über Beginn und Ende des Trinkens. 2020 wurde hierzulande erheblich mehr Alkohol getrunken als im europäischen Durchschnitt, während des Lockdowns besonders in den eigenen vier Wänden. Im Homeoffice riecht man die Fahne nicht. Nun nach rund 1,5 Jahren pandemiebedingter Arbeit auf Distanz stehen Mitarbeiter*innen und ihre Führungskräfte vor dem Dilemma: Wie umgehen mit den Kolleg*innen, die während der Pandemie vermehrt Alkohol oder auch andere Drogen konsumiert und ein Suchtproblem entwickelt haben?
Es ist nicht immer nur die Fahne, die ein untrügliches Anzeichen für eine Suchtproblematik sein kann. Sondern auch häufige Kurzerkrankungen, wiederholtes Fehlen an Montagen oder eine nie gekannte Unzuverlässigkeit. Viele Menschen mit Suchtproblemen wirken gereizter und nervöser als früher, neigen in Gesprächen zu abwehrenden Verhaltensweisen. Statt wie üblich bei Teamrunden aktiv mitzudiskutieren, ziehen sie sich zurück, sind unkonzentriert, manchmal vergesslich.
So schwer das Thema ist, die Antwort auf die Frage, was Sie als Kolleg*in da tun können, ist eigentlich ganz einfach: Sobald Ihnen ein/e Kolleg*in auffällt, sprechen Sie ihn oder sie direkt an anstatt hinter dem Rücken zu tuscheln. Beschreiben Sie Ihre ganz persönliche Wahrnehmung, z. B. die wiederholte Alkoholfahne oder Unzuverlässigkeiten, die vermutlich auf den morgendlichen Kater zurückzuführen sind. Meist liegen wir mit unserer Wahrnehmung richtig. Es gilt die Faustformel: Wenn Alkohol Probleme macht, ist Alkohol ein Problem.
Immer wieder passiert es, dass das Team helfen möchte, den/die Betroffene in Schutz nimmt und Arbeit abnimmt. Das ist gut gemeint, bringt aber weder dem/der Süchtigen etwas, noch hilft es der Stimmung und Produktivität in der Abteilung. Aus Sicht der Betroffenen ist das behütende Verhalten sogar kontraproduktiv: Denn in aller Ruhe kann er/sie seinem/ihrem Suchtmittelkonsum weiter nachgehen… passiert ja nichts.
Die Not des/der Betroffenen zu verstärken ist hingegen der richtige Weg. Wenn Sie die beobachteten Auffälligkeiten ansprechen, merkt der/die Süchtige, dass er/sie auffällt und er/sie nun etwas ändern muss. Durch diese Konfrontation mit der Realität verhelfen Sie dem/der Betroffenen, seine/ihre Augen zu öffnen, dass mit seinem/ihrem Alkohol- oder Drogenkonsum etwas nicht stimmt. Das ist essenziell. Denn zur Suchtkrankheit gehört eine Realitätsverzerrung: Die Betroffenen leugnen ihren Konsum meist und machen andere für ihre Probleme verantwortlich. Ihre Ansprache ist eine echte Chance, einen weiteren Suchtverlauf möglichst zu vermeiden, vielleicht steht der problematische Konsum ja gerade noch in den Anfängen.
Und ganz wichtig: Übergeben Sie rechtzeitig an die Führungskraft, wenn sich nichts verändert! Sie ist in der Fürsorgepflicht für den/die Betroffene – und auch für Sie als Kolleg*in: Sie haben den Anspruch auf eine gesunde Arbeitsatmosphäre. Die Führungskraft kann auch entsprechende Ziele vereinbaren, konkrete Hilfsangebote machen und wenn nötig disziplinarische Schritte einleiten.
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